Tunesien. Der hohe Norden Afrikas –70km nach Italien. 1000 km Luftlinie
nach Innsbruck. 60 Tage. Sonne. 40°. Strand. Meer. Mehr Meer. Islam. Muezzin.
5x am Tag. Liebenswerte Menschen. Armut. Jasmin Blüte. Gutes Essen. Brik. Scharfes
Essen. Slata Mechouia. Plastik. Noch mehr Plastik. Frische Früchte. Melone.
Feigen. Überall. Ramadan. Entschleunigung. Tag wird zur Nacht.
Dieses Photo wurde am Ende eines Tages im Zentrum von Tunis aufgenommen. So ähnlich sieht es überall aus (halt meist ohne die Fleischreste bzw. Knochenreste).
Ich habe das Gefühl den Tunesiern fehlt die nötige geistige Haltung zu Abfall. Hier
scheint man überhaupt keinen Bezug zu Abfall zu haben. Getrennt gesammelt wird
hier nicht, es gibt teilweise oder eher größtenteils nicht mal Mülltonnen. Soweit ich informiert bin gab es einmal einen Versuch zum Thema getrennte Sammlung der nicht geklappt hat. Das Projekt wurde beendet mit der Meldung, Tunesier können das nicht. Also es wurde in keinster Weise kritisch hinterfragt WARUM es nicht geklappt hat, welche Parameter etc dafür verantwortlich sind o.ä.
Man
wirft alles einfach auf die Straße, oft wird der Abfall dann einfach
angezündet. Man bekommt das Gefühl das solche Projekte wie das der Klärschlammverwertung (weswegen ich hier in Tunesien war) nur eine Art Symptombekämpfung
darstellen aber nicht das Problem im Kern angegriffen wird. Es fehlt der
Prozess des Umdenkens welcher in Europa vor einigen Jahrzehnten begann und
weiterhin „in progress“ ist.
Natürlich da und dort wird schon Abfall als Wertstoff erkannt. Man sieht immer wieder Leute mit Fuhrwerken den Karton aufsammeln der auf den Straßen liegt und auch im Büro wo ich tätig war kam jeden Tag in der früh eine Frau die die Plastikflaschen mitnahm die über den Tag anfielen (bzw. durch den Ramadan bei den Mitarbeiterin daheim während der Nacht).
Es ist ja auch nicht so als hätten es die Tunesier nicht gerne schön. Die Wohnungen werden im Normalfall täglich gewischt (Steinboden macht es leichter) und falls ein eigener Garten vorhanden ist (oder jener des Lokals, Restaurants etc.) schaut auch immer super ordentlich aus. Aber wehe dem der einen Blick über den Zaun oder auf den Hausgang wirft ... dem schwant übles. Da schaut es gleich aus. So als ginge es einen nichts an was vor der Wohnungstür passiert bzw. vorm Lokal.
Die Tunesier müssen lernen dass Abfall ein Teil einer
Wertschöpfungskette ist und daher mehr einem weiterverwendbaren oder
–verwertbaren Produkt ähnelt als etwas was man einfach so wegwirft. Es ist nicht einmal so als würden die Abfälle enrsthaft entsorgt werden, es gibt kaum ordentlich betriebene Deponien. Viele Industrieabfälle "verschwinden" einfach auf illegale Deponien o.ä.. Die Entsorgung
sollte die letzte Instanz darstellen oder zumindest ordentlich geschehen.
Sie tun sich selbst und auch der nächsten Generation nichts gutes. Vielleicht liegt auch der Denkfehler im Islam. Ich weiß nicht wie es in andere islamischen Ländern aussieht. Ich war zwar in den VAE und in der Türkei aber da gebe ich zu, achtete ich nicht so sehr auf diese Dinge. Schließlich ist der Islam, wie so viele Religionen, auf das Jenseits ausgerichtet und das Diesseits ist dafür da Gott zu preisen um eben in jenem Jenseits einen guten Platz zu bekommen d.h. Himmel. Allerdings kann ich mir schwer vorstellen das Gott es wollte das man seine Schöpfung die Erde etc. in eine zu groß geratene Müllhalde verwandelt. Aber vielleicht ist auch das der mögliche Ansatzpunkt um etwas zu bewegen. Es geht schließlich nicht darum was ich von Gott halte, seines Zeichens Allah, sondern was die einheimische Bevölkerung von ihm hält und das sind ziemlich große Stücke.
Vielleicht ist es auch eine arabische Kultur/Mentalitätssache - da müsste man mit anderen islamischen Ländern vergleichen die nicht arabischen Ursprungs sind, gibt es schließlich genug. Ich hoffe ich finde Zeit das näher zu recherchieren. Wäre wirklich sehr interessant!
Vielleicht weißt auch du etwas dazu?
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